Homeoffice – Gedanken zum Selbstmanagement

Bernadette von Kluntjebunt hat mich gefragt, wie ich die Sache mit dem Homeoffice so empfinde.
Mit der Antwort habe ich mir zugegebenermaßen etwas Zeit gelassen 😉 Das ist einer der Vorteile des Homeoffice… freie Zeiteinteilung 😀

Aber mal ganz von vorne….

Meine zwei Gewerbescheine besitze ich seit Mai 2014, doch zu diesem Zeitpunkt war meine kleine Tochter noch zuhause und ich war Vollzeitmama. Seit September 2014 geht meine Tochter nun in den Kindergarten und nach 5 harten Monaten der Eingewöhnung ging sie dann letztendlich sogar sehr gerne. Das war mein Startschuss und ich konnte mich endlich mehr um meinen Job kümmern.

Eigentlich bin ich gelernte Bürokauffrau und Fotografin, doch in beiden Berufen fühlte ich mich nicht vollständig ausgelastet. Mit dem Kiga-Start kam die Frage: Jobsuche oder Eigenständigkeit? Ich habe mich für Zweiteres entschieden – und bereute es seither keine Sekunde. Aber natürlich – es hat beides Vor- und Nachteile.

1.) Die Arbeitszeit
Oh ja! Dringende Kundenanfragen um 19:00 abends? Keine Seltenheit.
Kundenservice auch an Feiertagen und Wochenenden? Wird erwartet.
Für mich persönlich ist das ok, da mein PC sobald ich zuhause bin ohnehin läuft. Mag nicht optimal sein, ist aber so. Das heisst natürlich nicht, dass ich ständig davor sitze, aber ich schaue immer mal wieder vorbei und kann mir dann auch in der eigentlichen Freizeit mal 5 Minuten nehmen und eine Mail beantworten. Oder nachts einen dringenden Auftrag bearbeiten.

Im Umkehrschluss ist es mir aber auch möglich, mal einen Tag früher Schluss zu machen oder mir ein paar Tage Auszeit zu nehmen, wann immer es erforderlich ist. Wie aktuell beispielsweise.
Ich schrieb weiter oben „…. GING sie dann letztendlich sogar gerne in den Kiga“. Dieses GING muss aktuell leider ein GEHT ersetzen, denn wir haben eine mittelschwere Kiga-Krise. Nächtliches Aufwachen wegen Alpträumen steht an der Tagesordnung. „Ist die Nacht vorbei? Muss ich heute in den Kiga?!“ sind die ersten Fragen, die ich morgens höre. Ruhig und ausgeglichen ist meine Tochter aktuell nur von Freitag Nachmittag bis Sonntag Mittag. Ab da macht ihr die Angst vorm kommenden Tag, bzw der kommenden Woche schon wieder das Leben schwer. Und mir natürlich ebenso.

Hätte ich nun einen 0815-Job außerhalb, hätten wir keine Wahl. Meine Tochter müsste in den Kiga gehen – Angst hin oder her. Ich müsste morgens Druck machen, weil ich ja pünktlich im Büro sein müsste und die Situation würde weiter eskalieren. So aber habe ich die Möglichkeit, ihr morgens etwas mehr Zeit zu lassen. Ich kann sie nochmal in Ruhe auf den Schoß nehmen, mit ihr reden, sie ermutigen. Ich kann sie mittags früher holen, um es ihr etwas leichter zu machen. Und sollten alle Dämme brechen, kann ich sie sogar zuhause lassen. Ist nun nicht unbedingt das Optimum, schließlich fehlt mir die Arbeitszeit dadurch – aber Familie ist immer wichtiger als jeder Job. Und wenn meine Tochter mich braucht, dann bin ich für sie da.

2.) Chefs und Kollegen
Ich bin grundsätzlich eher der Einzelgänger 🙂 Bei meinen bisherigen Arbeitstellen kam ich mit meinen Arbeitskollegen sehr gut aus, aber ich vermisse sie hier im Homeoffice nicht sehr. Schriftliche Kommunikation liegt mir auch mehr, als „Live-Gespräche“, darum genügt mir der Austausch übers WWW voll und ganz (Freunde sind hier natürlich ausgenommen).

Und was Chefs betrifft… ich bin gern selbst Chef 😉 Ich übernehme gerne die Führung und Organisation ist meine Stärke. Ich sollte Eventmanager werden! Das wär perfekt für mich 😀 Mir darf nur nie das Papier ausgehen. Ihr müsstet mal sehen, wieviele Listen hier rumliegen! Was ich wirklich gerne hätte, wäre ein Lehrling (Azubi). Ich wollte eigentlich mal Fotografen-Berufsschullehrerin werden ^^ Da die Jobaussichten da allerdings sehr schlecht sind, habe ich das nicht weiter verfolgt. Als ich noch als Fotografin gearbeitet habe und ein Studio geleitet habe, hatte ich „meinen eigenen“ Lehrling und es hat mir Spaß gemacht, Wissen zu vermitteln und jemandem etwas beizubringen, wofür sich derjenige begeistert. Doch als „Ein-Frau-Bude“ und Kleingewerbe ist das leider nicht möglich. Doch wer weiß, was in den nächsten xx Jahren so passiert 😉

3.) Das Büro
Hier kommt gleich der zweite Grund, warum das mit dem Lehrling eine schlechte Idee wäre… meine Wohnung 😀 Ich arbeite in unserem privaten Wohnzimmer auf meinem privaten PC. In den Ecken liegen schon mal Staubmäuse, in der Küche stapelt sich hin und wieder das Geschirr und es gibt keinen eigenen Arbeitsplatz für eine zusätzliche Person.

Dass ich von zuhause aus arbeite, ist klasse! Ich habe keine Fahrtwege und somit keinen Zeitverlust und keine Kosten.

Dass ich von zuhause aus arbeite, ist doof! Ich habe keine Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben.

Na was denn nu?
Wie Bernadette schon schrieb: Wenn ich groß bin, möchte ich ein eigenes Büro. Ein externes. Von mir aus auch nebenan in einem eigenen, versperrbaren Zimmer. Einen eigenen Arbeits-PC. Einen eigenen Schreibtisch. Eigene Laden und Regale mit meinem Arbeitsmaterial und Notizen.
So dass ich – wie mein Lebenspartner auch – meinen Arbeitstag richtig beginnen und beenden kann. Ich würde nachmittags meinen Arbeits-PC runterfahren, meinen Schreibtisch aufräumen, das Büro verlassen und die Türe hinter mir schließen. Und mich dann voll und ganz meinem Privatleben widmen, ohne ständig mit einem Bein oder besser mit einer Hand an der Arbeit zu sein. Denn das kann schon eine Belastung werden. Nicht nur für einen selbst, sondern auch für die Familie.

4.) Die „Freiheit“
* Uoah… mir fallen die Augen zu! Jetzt mache ich mal 20 Minuten Pause und trinke ganz gemütlich einen Kaffee auf dem Balkon.
* Juhu! Keine festgelegten Pausezeiten! Ich muss nicht warten, bis ich geregelte Mittagspause habe, um zu essen. Ich kann/darf sogar während dem Arbeiten beim PC essen *hrhrhr*
* Heute nachmittag wollen wir an den See fahren. Uuuups! Die Badetücher sind noch nicht gewaschen. Ich werf mal eben die Waschmaschine an!
* Aua! Meine Schulter und mein Arm zicken schon wieder vermehrt! Also Matte geholt, ab auf den Wohnzimmerboden und die verordneten Übungen absolvieren! Ohne Zuseher 😉
* Ich hab Lust auf Musik. Nicht auf Charts-Radio-Gedüdel. Eher so auf Rock und Metal! Musik, nicht für jedermanns Ohren… aber hört ja keiner, außer mir 😀 Und vielleicht die Nachbarn 😀
* Es ist soooooooooooooo heiß!!! Hose weg, Shirt weg, Bikini an. So gehts auch!
* Es ist soooooooooooooo kalt!!! Kuschelhose an, Decke drumrum. So gehts auch!
* Bitte führe die Liste nach Belieben fort!

5.) Es fehlt noch ein Punkt
 Aber mir fällt gerade nichts mehr ein. Ich habe unter Punkt 1.) bis 4.) alles zusammengefasst, das für mich wichtig ist. Also schreibe ich hier mein Fazit:
Ich liebe Homeoffice! Ich bin (meistens) diszipliniert genug, um das durchzuziehen. Und wenn ich es nicht bin, ist das auch ok. Hauptsache meine Kunden und ich sind am Ende von dem Ergebnis überzeugt und zufrieden. Und das habe ich bisher noch immer geschafft 🙂 Und wenn ich auch mal morgens um 3:00 dran gesessen habe….

Ich bin gespannt, wohin mich diese Reise führt. Vielleicht komme ich in einige Zeit drauf, dass das Ganze doch nichts für mich ist und begebe mich doch wieder ins reguläre Arbeitsleben. Vielleicht lässt sich mein Gewerbe aber auch so weit ausbauen, dass ich das Kleingewerbe aufgebe und ein umsatzsteuerpflichtes „normales“ Unternehmen führe.

Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es so weit ist. Im Moment genieße ich den Sommer, kümmere mich um meine Gesundheit und bin für meine Tochter da, bis es ihr wieder besser geht. Man muss das Leben nehmen, wie es ist und das Beste daraus machen. Das machen, was zu einem passt. So handeln, wie es für einen selbst und die Familie am Geeignetsten ist.

Alles, alles Liebe und Gute,


2 Kommentare on “Homeoffice – Gedanken zum Selbstmanagement”

  1. Oh Josy!
    Danke für deine ausführliche Auflistung deiner Pros und Cons 🙂
    Wie ich sehe sind wir hier recht ähnlich angesiedelt 😉

    Total spannend zu lesen wie andere dieses Thema behandeln 🙂

    Liebe Grüße,
    Bernadette

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  2. andrea sagt:

    Super Zusammenfassung! Genauso gehts mir auch!!
    Bussi Andrea

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